POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN 8.MAI 2001

Das kleine, langgestreckte Haus in der Domstraße 23 in Babelsberg beherbergt die Ateliers mehrerer Künstler: Unter ihnen Katrin Sliwinski und Rengha Rodewill. Durch den Garten zieht der Geruch von gegrillten Würstchen, doch der Regen treibt die Gäste in das Haus. Von dem schmalen Gang gehen die einzelnen Atelierräume ab. In ihnen herrscht buntes Treiben, während die Regenfeuchte über allem schwebt. Katrin Sliwinski lebt in Berlin und arbeitet meistens auch dort. Das Atelier in Babelsberg nutzt sie vor allem, um dort Bilder und Skulpturen unterzubringen. Die Berlinerin hat 1973 ihren Abschluss an der Hochschule der Künste gemacht und lebt seither von ihrer Kunst. Ihre Bilder tragen Titel wie „Freunde lachen leise“ oder „Voller Sonne der Mittag“. In allen ihren Werken tauchen Räder auf und Pfeile, die in eine Richtung weisen. „Die einzige Konstante ist die Bewegung“, sagt die Künstlerin dazu. Die Farben sind kräftig und froh, und die Bilder reizen zum Lachen. Dennoch sind viele von ihnen nicht in glücklichen Momenten entstanden. „Freunde lachen leise“, zeigt eine Figur auf einem fliederfarbenen Untergrund, in ihrer Bauchhöhe schwebt ein Wagen. Die Pfeile zeigen nach oben. „Obwohl Pfeile, die nach oben zeigen, bei mir häufig etwas Positives symbolisieren, ist es in diesem Falle eher wie ein Himmelfahrtskommando. Der Wagen hängt in der Luft, weil auch meine persönliche Situation in der Schwebe war.“
In dem Bild „Voller Sonne der Mittag" dominieren gelbe Farbtöne. Über allem schwebt der Stern von Bethlehem, „das ist der Stern, den man geschenkt haben möchte.“ Aber die Pfeile gehen nach unten und werden gestoppt, indem sie auf einen Hügel treffen, der im Weg steht. „Es geht nicht voran, die Bewegung verharrt“, erklärt die Künstlerin. Dass das Bild dennoch hell und fröhlich wirkt, ist für sie Ironie: „Die Sonne scheint ja häufig am Mittag, auch wenn sonst nicht alles in Ordnung ist.“ Ihre Liebe jedoch gehört den Plastiken. Eine von ihnen heißt „Zeitmaschine“ und ist etwa so groß wie ein Kind. Die Künstlerin hat ein Holzbrett mit vier Rädern versehen, und auf diesem ein Holzstück senkrecht befestigt. An diesem Holzstück befinden sich alte und digitale Uhren, das Innere eines Radios, Kabel, die Wählscheibe eines Telefons, Fahrradklingeln. Einzelne Teil lassen sich bewegen und drehen, und sobald man die Zeitmaschine auf ihren Rädern in Bewegung setzt, beginnt sie zu quietschen. Auf ihrer Spitze ist ein Pappkarton mit Ausbuchtungen befestigt, die an Frauenbrüste erinnen. Katrin Slawinski lächelt: „Der untere Teil ist die Vergangenheit, der obere die Zukunft: Das heißt: Die Zukunft ist weiblich.“ Sie lacht.
BETTINA FISCHER - POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN 8.MAI 2001
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